In diesem Grundsatzgespräch wurde klar, dass noch viel getan werden muss, damit die Region Karlsruhe auch im Jahr 2030 noch lebenswert und wirtschaftlich gut aufgestellt ist. In diesem Entwicklungsprozess stehen auch insbesondere Politik und Verwaltung in der Verantwortung. Die drei Arbeitgeberverbände nahmen das strategische Treffen daher zum Anlass, die Ausarbeitung eines gemeinsamen Positionspapiers mit dem Arbeitstitel „Region Karlsruhe auf dem Weg ins Jahr 2030: Heute die entscheidenden Weichen stellen“ zu beschließen. Einig waren sich die Verbände auch darin, dass die vielen Tausend Mitgliedsbetriebe ein großes Interesse daran haben, ihre mittelständischen, teils familiären Strukturen zu erhalten und die Übergabe an die nächste Generation für ihre Nachfolger lohnenswert zu gestalten. Probleme machen hierbei allerdings die zunehmend schlechteren Rahmenbedingungen wie beispielsweise ein immer weiter ausufernder Bürokratismus. Gerade auch in der Stadt Karlsruhe gibt es viele branchenübergreifende Herausforderungen, die das wirtschaftliche Überleben des Mittelstandes immer schwieriger machen. Insbesondere die jahrelangen und massiven Belastungen durch die unzähligen Baustellen werden mit großer Sorge registriert, so die Vizepräsidentin des Handelsverbandes Nordbaden, Petra Lorenz: „Jahr für Jahr nehmen die Onlineumsätze zu, und dem stationären Handel fällt es immer schwerer, Geschäfte in der Innenstadt wirtschaftlich zu betreiben. Wir kämpfen mit Frequenzverlusten, weil unsere Kunden nicht bereit sind, sich in lange Staus zu stellen und horrende Parkgebühren zu zahlen, um sich neu einzukleiden oder Lebensmittel zu kaufen. Was uns fehlt, sind deshalb Visionen für die Stadt von morgen und gleiche Wettbewerbsbedingungen.“ Kreishandwerksmeister Frank Zöller spricht das Thema Mobilität mit Priorität an. Für ihn gehören hier insbesondere die Punkte Stauzunahme, Parkplatzsuche, Parkgebühren und Ladezonen in den Fokus der dringend zu optimierenden Missstände. „Schon heute verliert jedes Servicefahrzeug täglich rund eine Stunde wertvolle Zeit aufgrund der immer schlechter werdenden Mobilitätssituation in der Stadt“, so Zöller. Zudem macht er deutlich, dass eine weitere Erhöhung der Gewerbesteuer nicht mehr akzeptabel ist. „Hier gilt es nun, dringend Maß zu halten“, so Zöller. Der Geschäfts- (Von links) Waldemar Fretz, Kreisvorsitzender DEHOGA Karlsruhe; Hans-Christoph Bruß, Geschäftsführer DEHOGA Karlsruhe; Petra Lorenz, Vizepräsidentin des Handelsverbandes Nordbaden; Frank Zöller, Kreishandwerksmeister; Andreas Reifsteck, Geschäftsführer Kreishandwerkerschaft Region Karlsruhe. führer der Kreishandwerkerschaft Region Karlsruhe, Andreas Reifsteck, fordert, dass die Verwaltungen der Region Karlsruhe bei Ausschreibungen das regionale Handwerk stärker berücksichtigen. „Es sind die regionalen Unternehmen, die hier Gewerbesteuer zahlen und Arbeitsplätze
schaffen. Wer die regionalen Akteure nicht stärkt, schwächt die Wirtschaft“, so Reifsteck. Der Geschäftsführer des DEHOGA
Hotel und Gaststättenverbandes, Hans-Christoph Bruß, äußert seinen Unmut über die Erhöhung der Sondernutzungsgebühren von 40 bis fast 300 Prozent für Biergärten, Terrassen und Hotelvorfahrten. „Aber auch bei
vielen anderen öffentlichen Gebühren dreht sich die Kostenschraube unverhältnismäßig schnell immer weiter nach oben“, so Bruß. Waldemar Fretz, DEHOGA Kreisvorsitzender Karlsruhe, thematisiert das Sicherheitsgefühl bei Kunden und Gästen der Stadt. „Das Sicherheitsempfinden hat in den vergangenen Jahren stark gelitten. Für ein negatives Stadtbild tragen insbesondere auch die vielen Profi-Bettler bei, die bandenmäßig organisiert sind und teils sehr penetrant vorgehen. Hier muss die Stadt alle Möglichkeiten ausschöpfen, um das schnell und konsequent wieder einzudämmen“, so Fretz.